Früchtehof Kunz

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«Wir pushen uns gegenseitig»

Ein ruhiges und idyllisches Einkaufserlebnis mit viel Stil und Charme verspricht der Hofladen Früchtehof der Familie Kunz.

Text: Meryl Meyer, Fotos Meryl Meyer, Landfreund

Unser Hofladen ist das Herzstück des Betriebs», sind die Worte von Sara Kunz. Ihr Mann Adrian kann nur zustimmen: «Hier läuft alles aus dem Betrieb zusammen, und es wird sichtbar, wofür wir arbeiten und leben.» Selbst gemachte Fruchtaufstriche, Sirup, Trockenfrüchte, eigene Hafer- und Weizenflocken, Meringues und Gebäcke, Eier von den eigenen Legehennen, Apfelsaft und eine grosse Kühlvitrine mit eigenem Rindfleisch und Suppenhühnern sind nur ein Bruchteil des vielseitigen Angebots. Neben den hofeigenen Tomaten und Stangenbohnen wird Gemüse zugekauft. Nudeln, die aus den eigenen Bioeiern auf einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb hergestellt werden, können gekauft werden. Zugekauftes Raps- und Sonnenblumenöl ergänzen das Sortiment. Die Kunden  schätzen, dass sie nach einem Einkauf auf dem Früchtehof Kunz keinen Supermarktbedarf mehr haben. Nur Milchprodukte fehlen, doch die kann man beim Nachbarbauern kaufen und frisches Brot in einer nahegelegenen Biobäckerei.

 

Mut für neue Wege

Sara und Adrian Kunz haben den Hof vor zwölf Jahren von Adrians Eltern übernommen. Vor fünf Jahren stellten sie von der Milchwirtschaft auf die Mutter- und Ammenkuhhaltung um, und seit dem Jahr 2020 bewirtschaften sie den Betrieb nach Bio-Knospe-Richtlinien.

Auf die Frage, wie sich die beiden auf dem Betrieb denn ergänzen würden,sind sie sich einig und antworten mit:«Gar nicht.» Sie würden sich nur gegenseitig pushen. Kommt Adrian mit einer neuen Idee, ist Sara sofort Feuer und Flamme, sie sagt über sich selbst: «Ich bin sehr begeisterungsfähig.»

Die auf dem Betrieb hergestellten Getreideflocken aus dem eigenen Getreideanbau sind der jüngste Stolz der Familie. Es wird aber wohl kaum bei den Flocken bleiben, schon wird über eigenes Mehl oder eine eigene Müslimischung diskutiert.

 

Wissen, wofür man arbeitet

Die Arbeit rund um Lebensmittel, mit der Natur und die tägliche Abwechslung machen die Landwirtschaft in den Augen von Sara und Adrian zum Traumberuf: «Es macht alles Sinn, man weiss, wofür man arbeitet, denn Essen müssen wir alle, und das jeden Tag.» Auch die fünf Kinder Timo, Celine, Leonie, Rohan und Carmen lieben das Leben auf dem Hof. Während dem Lockdown morgens um sechs Uhr mit den Hausaufgaben zu starten war keine Seltenheit. Hätten die Lehrer morgens um elf Uhr angerufen, wäre die Früchtehof- Jungmannschaft längst fertig gewesen mit den Hausaufgaben. Hof und Feld gaben mehr als genug her, um die neu gewonnene Freizeit in vollen Zügen zu geniessen.

Highlight mit Wochenmarkt

Der achtjährige Rohan möchte später auch einmal Landwirt werden und in die Fussstapfen seiner Eltern treten. Das Highlight ist jeweils der Wochenmarkt, da würden am liebsten immer alle fünf Kinder mitgehen. Mit auf dem Hof leben auch die Eltern von Adrian. Die Leidenschaft von Rosmarie Kunz ist der Garten. Ihr Mann Karl versorgt die zwölf Bienenvölker, die ebenfalls zum Betrieb gehören. Der Honig sei bei den Hofladenkunden ebenfalls sehr beliebt. Sara betont, es habe immer zu wenig.

Die Arbeit auf dem Hof haben Sara und Adrian aufgeteilt. Adrian ist Feld und Stallchef, Sara kümmert sich um die Familie, den Hofladen und die silberfarbenen Capra-Grigia-Ziegen (Pro Specie Rara). Saras Schwester Eveline ist für Büro und Marketing zuständig. Zum Team gehören zudem eine Lernende,

Zivildienstleistende sowie ein Pool von Aushilfen, die bei Arbeitsspitzen einspringen und die Familie bei der Verarbeitung der Hofprodukte unterstützen.

Ausgleich muss sein

Neben der Arbeit sei aber auch Freizeit wichtig. Ab und zu ein stallfreier Sonntag, ein Tagesausflug mit den Kindern oder ein Wellnesswochenende zu zweit sind eine feste Abmachung zwischen dem  Bauernpaar. Die Arbeiten auf dem Hof sollten alle delegierbar sein, so ist es auch möglich, einmal pro Jahr eineWoche Familienferien zu machen. Auch wenn Ferien nur im Winter möglich sind, sollte dafür unbedingt Platz sein, sind sich beide einig: «Wir arbeiten beide sehr gerne und sind sehr belastbar, doch die Arbeit muss mit der Freizeit im Gleichgewicht sein.» Sitzt man im Kreis der aufgestellten, unternehmenslustigen und humorvollen Familie, scheinen die fünffachen Eltern vieles richtig zu machen.

Juryurteil

Bio mit Pfiff

Ich durfte im Mandat vom BBZ Arenenberg in der Jury mitmachen. Mein Schwerpunkt ist ganz klar Marketing. Unser Jurybus führte uns auf Nebenstrassen, mitten durch Felder, entlang vieler Wegweiser auf den Früchtehof der Familie Kunz in Grüningen (ZH). In grossen Buchstaben steht «Früchtehof-Lädeli». Eine rustikale und natürliche Dekoration vor dem Eingang macht neugierig auf mehr. Warmes Licht strahlt von der Decke auf Bioprodukte und Möbel aus rustikalem Holz. Sofort hat man einen Überblick über das Angebot. Trotz des grossen Angebots wirkt der Laden nicht überfüllt, und die vielseitige und passende Warenpräsentation lässt einen immer wieder neue Produkte entdecken.

Die Philosophie und das Ziel der Familie Kunz ist es, dass abgesehen vom Schweizer Gemüse möglichst alle Produkte mit Früchten und Zutaten vom eigenen Hof produziert werden. Und das gelingt  mehrheitlich. Auf den meisten Produkten ist die rotweiss karierte Etikette zu sehen. Dies ist der rote Faden, der sich durch den Hofladen zieht. Die Bäuerin Sara Kunz hat uns erzählt, dass sie laufend daran arbeiteten, neue Kulturen anzubauen, damit sie so Schritt für Schritt die wenigen fremden Produkte durch eigene ersetzen könnten. Ganz hinten im Laden angekommen, können die Kunden direkt durch das grosse Fenster den Mutterkühen zuschauen, ein Highlight für Gross und Klein. Die Hofarbeit, der Hofladen und die Produktverarbeitung sind ein Familienprojekt, wo alle Hand anlegen. So beispielsweise, wenn es darum geht, den grossen Trocknungsofen mit Apfelringli zu befüllen. Die Apfelringe sind eines der Spitzenprodukte im Hofladen. Ich gratuliere der Familie Kunz im Namen der ganzen Jury ganz herzlich zu dieser Leistung und zu dem verdienten zweiten Platz.

 Manuela Stadelmann, Prioma GmbH, Langrickenbach (TG)

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