Ein Laden mit ganz viel Herz

Die Kunden von Erika und Christoph Gehrig-Häfliger sollen ihren Einkauf geniessen: Sorgfältig ausgewählte Produkte gibt es im liebevoll eingerichteten Hofladen.

Text, Bild: Alina Schmidtmann, Landfreund

Einladend wirkt der aus Holz designte Hofladen auf dem schön gelegenen Hubihof von Erika und Christoph Gehrig-Häfliger in Bellikon (AG). Betritt man den etwa 50 m2 grossen, hellen Raum, fallen einem als Erstes die schönen Holzregale mit den liebevoll kreierten Produkten ins Auge. «Ich habe genaue Vorstellungen, wie ich den Laden einrichten möchte. Christoph setzt es um», sagt Erika Gehrig-Häfliger lächelnd. Ihr Mann ist gelernter Zimmermann und Landwirt. Als Team ergänzen sich die beiden perfekt: Sie ist der kreative Kopf, und er setzt ihre Ideen mit seinem handwerklichem Geschick um.

Der Hofladen des Paars ist übersichtlich strukturiert: Auf der rechten Seite im Laden finden die Konsumenten die selbst hergestellten Produkte. Im Sortiment ist alles zu finden: von Gelees über Sirup bis zu Teigwaren und Eingemachtem. Besonders die Nudeln in roter Herzform fallen ins Auge. Die Teigwaren produziert das junge Paar aus dem selbst angebauten Urdinkelmehl. Seit Neustem probiert sich die Bäuerin auch an Eingemachtem: «Ich habe Ideen ohne Ende, und gerade die älteren Damen aus dem Dorf freuen sich über die kleinen abgefüllten Portionen.» Ein besonderes Markenzeichen ist die Beschriftung der Produkte: Die künstlerisch geschwungenen Buchstaben auf den Gläsern entwirft die Bäuerin selbst. «Ich liebe es, kreativ zu sein. Rechnen darf man das nicht.»

Auf der linken Ladenseite finden sich Gewürze und Produkte von der Goba Manufaktur aus Appenzell.

Bioangus mit zartem Fleisch

Der grösste Anreiz für die Konsumentinnen und Konsumenten, zum schön gelegenen Hofladen zu fahren, ist das feine Fleisch von den Bioangusrindern. Die Herde zählt 27 Mutterkühe plus Kälber und besteht aus Black und Red Angus. Erika ist ein richtiger Kuhmensch: «Ohne Kühe kann ich es mir einfach nicht vorstellen. Bis vor ein paar Jahren haben wir hier noch gemolken», sagt Erika. Sie hat den Hubihof von ihren Eltern übernommen. Für die Rasse Angus hat sich das Bauernpaar bewusst entschieden: «Zur Direktvermarktung passt das edle und zarte Fleisch», erklärt Christoph. Im Kühlschrank im Ladenzentrum finden sich Einzelteile vom Burgerpattie bis zum Tomahawk-Steak. Im Jahr schlachten Häfligers etwa 18 Tiere der 55-köpfigen Angusherde. Etwa 60 % vom Fleisch gehen an Privatkunden, 40 % in die Gastronomie. «Wir arbeiten sogar mit Sterneköchen zusammen. Sie nehmen uns nicht nur die Edelteile ab, sondern auch die nicht beliebten Teilstücke wie Schmorteile oder Second Cuts», sagt Christoph stolz. Der Ansatz des Paars ist, das gesamte Tier «nose to tail» zu verwerten.

Echtes Schweineparadies

Aber auch das Fleisch der Bioturopoljeschweine ist bei den Kunden beliebt. «2019 haben wir mit fünf Schweinen angefangen, dieses Jahr waren es sieben Stück. Künftig wollen wir nicht mehr als 10 Schweine schlachten. So ist es für uns eine Freude.» Die Schweine stehen auf einem Paddock mit Zugang zur Weide. Ausserdem können sie in einem extra für sie angelegtem Pool baden gehen, und auch eine Schweinedusche gibt es. «Das Gehege ist ein echter Kindermagnet», sagt Christoph.

Zum Erfolgskonzept des Paars gehört auch, dass immer einer von beiden im Laden ist und den Kunden genau erklärt, was man mit den verschiedenen Stücken vom Rind oder Schwein machen kann. «Die Konsumenten freuen sich auch über neue Kreationen oder Teilstücke. Dann kommt es aber auf unsere Erklärungen an», erklärt Erika.

Gemüse mit Panoramablick

Das frische Gemüse ist bei den Konsumenten: «Wir schneiden unseren Kunden das Gemüse direkt aus dem Garten in den Einkaufswagen. Frischer geht´s nicht», sagt Erika. Auch hier sprüht das Paar nur so vor Ideen. So haben sie in diesem Jahr angefangen, grünen Spargel anzubauen. Das Gesamtkonzept umfasst aber mehr als den Hofladen mit rund 125 verschiedenen Produkten. «Wir wollen den Menschen erklären, was wir tun als Landwirte. Spaziergänger und Kunden können bei uns jederzeit in die Ställe oder auf die Wiesen gucken. Unser eigener Anreiz ist, einen schönen Hof zu haben», sagt Christoph und bückt sich, um einen Grasbüschel herauszuziehen. «Ich mag es ordentlich.» Über dem Hofladen gibt es auch noch einen Eventraum. Dieser kann gebucht werden. «Ziel ist es, vermehrt unsere eigenen Events zu planen. Im Frühjahr haben wir ein Hubihof-Tasting gemacht», strahlt Gehrig-Häfliger. Seine Frau fügt hinzu: «Bei diesen Festen zeigen wir den Menschen, wie unser Hof funktioniert.» Die junge Frau kocht dann selber für die Besucher. «Ich bin zwar keine Köchin, aber was wir machen, machen wir mit Herz und so gut wir können.»

Viele Ideen und Zukunftspläne

Auch wenn der Hofladen und das Konzept dahinter schon ausgefeilt wirken, haben Erika und Christoph Gehrig- Häfliger noch viele weitere Ideen. «Auf jeden Fall fehlen uns noch Milchprodukte in unserem Sortiment», sagt die Landwirtin. Ausserdem macht sich das Paar schon länger Gedanken über Hofschlachtungen. «Wir würden die Tiere gerne direkt auf dem Hof verarbeiten. Momentan fahren wir etwa 30 min zum Metzger.» Eins ist für beide klar: «Das alles hier ginge nicht ohne Familie und Freunde. Nur zusammen sind wir stark.»

Juryurteil

Geheimtipp mit Stil

An einem herrlichen Hochsommerabend war die Jury zum Hubihof unterwegs. Das Holz der neu erstellten Liegehalle für die Mutterkühe, Eventraum und Hofladen leuchteten in der Abendsonne. Als ehemaliger Landwirt, und jetzt in der Stallbauplanung tätig, ist mir bereits bei der Zufahrt das Herz aufgegangen. Besonders ins Auge gestochen haben die einladende Bauweise mit viel Holz und die Liebe zum Detail. Angefangen bei der Warenpräsentation, über die Dekoration bis zur Beschriftung der Produkte. Mit dem professionellen Auftritt, insbesondere dem ansprechenden Logo mit grosser Aussagekraft, setzt der Hubihof auf eine klare Marketingstrategie. Erika und Christoph Gehrig-Häfliger stehen abwechslungsweise im Laden und erklären der Kundschaft, was die Landwirtschaft bewegt, wie die Produkte hergestellt werden und wie möglichst das ganze Produkt verwertet werden kann – von der Nase zum Schwanz oder Neudeutsch «from nose to tail». Mit dieser Aufklärungsarbeit leistet das Bauernpaar einen wichtigen Beitrag für die gesamte Landwirtschaft.

Herzliche Gratulation.

Christoph Bamert, Strüby Konzept AG, Seewen (SZ)

 

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