Schulers Hofladen

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Keine halben Sachen!

Schulers Hofladen überzeugt mit einem absolut gut durchdachten Gesamtkonzept. Der Blick hinter die Kulissen zeigt, wie strukturiert, gesamtheitlich und vorausschauend die Schulers ihre Direktvermarktung aufgestellt haben.
Text: Kirsten Müller, Landfreund, Fotos: Kirsten Müller, Raja Läubli
 

Wer sind die Schulers? Das sind das Betriebsleiterehepaar Franz (31) und Corinne (26) Schuler mit ihrer zehnmonatigen Tochter Leonie und die Eltern von Franz, Franz (im Folgenden Franz senior genannt) und Monika. Den Betrieb übernahmen die Jungen vor zwei Jahren. Monika und Franz senior legten den Grundstock für die  Direktvermarktung. Und wie so oft fing auch bei den Schulers einmal alles ganz klein an.

Vier Jahrzehnte Entwicklung
Den Ludihof in Benken (SG) übernahm der Grossvater 1957 als Pachtbetrieb. Knapp 40 Jahre später kaufte Franz senior den Hof im Baurecht. Schon der Grossvater übte sich in der Direktvermarktung. Er baute für einen Detailhändler Buschbohnen an. In einem Jahr war man sich mit dem Preis nicht einig geworden. Kurzerhand entschied er, die Bohnen direkt an die Kundschaft abzugeben. Das war die Geburtsstunde des Selbstpflückfeldes, das die Schulers bis heute anbieten und dort auch fast einzig in der Region anzutreffen ist. Milchwirtschaft, Lohnbetrieb und die Direktvermarktung waren bis vor knapp drei Jahren die Hauptbetriebszweige – arbeitsintensive Standbeine. Der Betrieb wird nach IP-Suisse-Richtlinien geführt. Vier Familienarbeitskräfte, ein Lehrling, eine Vollzeitangestellte in der Direktvermarktung, eine Teilzeitangestellte bei den Legehennen sowie saisonale Aushilfskräfte sorgen für einen runden Arbeitsablauf.

Der Junior absolvierte die Lehre und den Betriebsleiterkurs. Franz’ Leidenschaft war die Braunviehherde mit 30 Kühen, die tipptopp in Schuss war. Er nahm erfolgreich an Zuchttierschauen teil und melkte gern. Vater Franz war klar: «Mein Sohn ist nicht unbedingt der Maschinentyp.» Das Standbein Lohnarbeiten würde somit eher nicht fortbestehen. Die Betriebsübergabe rückte näher. Und die künftige Ausrichtung war immer öfter Gegenstand von Diskussionen. Für und Wider wurden abgewogen.

Hofladen oder Kühe?
Die Direktvermarktung nahm auf dem Ludihof in den vergangenen 30 Jahren immer mehr an Fahrt auf, was vor allem Monika zu verdanken ist. In einem Garagenlädeli und auf dem Markt bot sie Eier, Teigwaren, Eingemachtes und Gemüse an. Laufkunden wurden zu Stammkunden, die den Weg zur abgelegenen Hofstelle in Kauf nehmen. Monika baute das Sortiment sukzessive aus. Die Schulers riefen das Kürbisfest ins Leben, das sich mittlerweile fest etabliert hat. Der Platz für Lager, Kühlung und Verkauf wurde somit immer knapper. Kurzum, die Logistik war schlichtweg am Anschlag. Hier kam noch ein Unterschlupf dazu, da noch ein Schuppen. «Ein bisschen ein Flickenteppich», sagen die Schulers heute. Es wurden eben pragmatische Lösungen geschaffen. 

Was tun? Investieren in die Milchwirtschaft, was einen neuen Stall bedeutete, oder sich auf das Hofladengeschäft konzentrieren? «Du musst schon selbst rechnen», sagte der Vater zum Sohn, «denn die Zukunft ist eure.» Unterdessen entschied sich Corinne für eine weitere Ausbildung an der Bäuerinnenschule am Strickhof und sammelte Praxiserfahrungen auf der Juckerfarm (ZH). Sie beschäftigte sich in ihrer Facharbeit mit der Amortisierung der Produktion von Vollei. Lohnt sich die Anschaffung der Maschinen, wie aufwendig sind Verarbeitung und Absatzwege?

Gesamthaft dauerte die Findungsphase vier Jahre. Das junge Paar entschied sich schlussendlich mit voller Überzeugung und Tatendrang für den Hofladen und plante. Sie erstellten ein umfassendes Konzept mit einem Architektenbüro. Wir fragen Franz Schuler junior, warum er sich letztlich für die Direktvermarktung entschied. Seine Antwort:  «Die Wertschöpfung bleibt bei uns auf dem Hof, und die Wertschätzung erhalten wir direkt. Die Milch dagegen liefere ich ab, danach verliert sich der Bezug zum Produkt.» Die Kühe wurden verkauft. Sie bauten im Jahr 2019 Kühl-, Gefrier-, Lager- und Arbeitsräume, die technisch und aus Sicht der Lebensmittelbehörden hygienisch auf dem neuesten Stand sind.  Die Wege sind kurz, die Regale grosszügig auf Augenhöhe angeordnet. Alles kann auf Rollen transportiert werden. Schulers bauten mit Blick in die Zukunft über dem aktuellen gesetzlichen Standard. Beispielsweise ist die Produktion von Vollei in einem separaten Bereich mit Hygieneschleuse untergebracht.

Im Arbeitsraum sind Maschinen zur Herstellung von Teigwaren, Apfelringen oder Meringues gut angeordnet. Es ist ausreichend Platz vorhanden. Drei bis vier Arbeitskräfte können sehr gut darin wirtschaften. Insgesamt investierten sie 1 Mio. CHF.

Atmosphäre zum Wohlfühlen
Das Herzstück ist der Hofladen. Die Atmosphäre lädt sofort zum Wohlfühlen ein. Die Borde sind in Holz gehalten. Auf gut 30 m2 finden sich über 100 Artikel im Sortiment, davon sind zwei Drittel aus eigener Produktion. Die übrigen werden von umliegenden Produzenten erworben. Gleich beim Betreten wird das Auge auf das Gemüse und Obst gelenkt. Die Teigwaren in allen möglichen Variationen wie Ziger-, Spinat-, Safran-, Tomatennudeln et cetera sind mit einer ansprechenden Etikette sortiert. Wer ein Geschenk aus regionalen Artikeln sucht, wird hier auch sehr gut bedient. Akkurat und fein säuberlich ist das Eingemachte etikettiert: Zucchetti oder Sugo, Eierlikör, Konfi oder Sirup. Die Dekoration ist farblich abgestimmt und zeigt das Feingefühl der Betriebsleiterin.

Die Ware wird auf höchstem Niveau produziert und präsentiert. Zum Sortiment gehören auch Rindsfleischpakete, die auf Bestellung laufen. Schulers versuchen mit ihrem ganzheitlichen Blick die Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten zu befriedigen. Das schätzen die Stammkunden. Über Flyer, Social-Media-Kanäle, Anzeigen und Hoffeste informieren sie umfassend zu ihren Aktivitäten und Angeboten. Wie ein Braten zubereitet wird, wie Landwirtschaft funktioniert oder zur Herstellung der Produkte informieren die vier ganz nebenbei. Eine gute Kommunikation sei in ihrem Business eine Grundvoraussetzung, sagen die Schulers.

Ausblick
Dass die Schulers allesamt ein agiles Wesen haben, spürt man sofort. Im Ausprobieren sind sie gut und mutig. Neu seit diesem Jahr sind Spargel und Erdbeeren auf dem Feld. Franz senior versuchte sich im Anbau von Hartweizen. Das sei in die Hose gegangen, das Ziel, aus eigenem Getreide das Mehl für die Teigwaren zu produzieren, bleibe trotzdem bestehen. Sie wollen auf jeden Fall die Vermarktung der Volleiproduktion anpacken und setzen auf Restaurants, Hotels und Bäckereien. Potenzial sehen sie im Onlinebereich und dem digitalen Shop.

Juryurteil

Dynamik mit Frauenpower

Der schönste Hofladen 2021 überzeugte uns mit einem gut bedachten Gesamtkonzept. Ambiente und Atmosphäre treffen voll ins Schwarze, die Qualität der Produkte ist top, Beratung und Bedienung sind persönlich und authentisch. Die Anbindung an den Hof perfekt, die Ausschilderung überzeugt, und auch Parkplätze sind vorhanden. Hinter der Direktvermarktung steckt eine grosse Portion Frauenpower, und eigentlich sei der Hofladen vor langer Zeit aus der Not entstanden, sagen Schulers. Bei der Hofübergabe entschied sich die Familie bewusst für Direktvermarktung und stieg aus der Milchviehhaltung aus. So entstanden der tolle Hofladen und die perfekt ausgestatteten Verarbeitungs- und Lagerräume, davon konnten wir uns beim Jurybesuch überzeugen. Direktvermarktung heisst nicht Stillstand, sondern steht für Dynamik, von Saison zu Saison entwickelt sich das Sortiment weiter oder entstehen neue Absatzwege. So ist das auch bei Schulers. An Ideen mangelt es nicht. Ich bin gespannt, was alles noch entstehen wird. Im Namen der Jury gratuliere ich der Familie Schuler, Seniors und Juniors, aufs Herzlichste und wünsche weiterhin viel Erfolg und Motivation für die Zukunft.

Silvia Amaudruz, Vorstand Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband, Le Montsur-Lausanne (VD)

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